Angkor Wat – “No tripods allowed!”

Auf nach Siem Reap, auf nach Angkor! Es fing schon gut mit der Busfahrt nach Siem Reap an, die mehr als abenteuerlich war.

Ich schrieb im letzten Beitrag über nicht geteerte Straßen nach Phnom Penh, die Straße nach Siem Reap hat da noch mal eins draufgesetzt. Mir wurde regelrecht schlecht auf der Fahrt in dem kleinen Minibus. Die Scheiben waren alle mit Vorhängen abgedunkelt und man sah rein gar nichts mehr von der Umgebung. Man wurde einfach nur stundenlang durchgeschüttelt. Ganz davon abgesehen gibt es in Kambodscha keine Geschwindigkeitsbegrenzungen wie etwa in Vietnam. So ist der Busfahrer mal eben mit 150 über die Schotterpisten gerast. Ich war echt so froh als ich endlich ankam.

Siem Reap stand für mich voll und ganz für Angkor. Zugegeben gab es hier auch sonst nicht so viel zu sehen. Ich beschloss fünf Tage hier zu verbringen. Davon hatte ich 2-3 Tage für Angkor eingeplant und den Rest der Zeit wollte ich einfach nur in Cafes und Bars verbringen. Das ist nämlich vor lauter Reiserei bisher völlig zu kurz gekommen.

Am Abend habe ich mir für den nächsten Morgen direkt schon mal einen Tuc Fahrer organisiert der mich morgens am Hotel abholt, den Tag über von Tempel zu Tempel fährt und Abends wieder zurück zum Hotel bringt. Sonnenaufgang ist ab 5:30 Uhr und so wollte er mich um 5 Uhr abholen, ich konnte ihn dann davon überzeugen das wir eine halbe Stunde früher starten , weil ich mir schon gedacht habe, dass alle Touristen, die den Sonnenaufgang sehen wollen um 5 Uhr starten und ich nicht einer von denen sein wollte die sich dann um einen guten Platz zum fotografieren streiten.

Mit Stativ, Kamera und Taschenlampe ausgerüstet, ging es dann am nächsten Morgen Richtung Angkor. Und tatsächlich war noch nicht so viel los und ich konnte mir in Ruhe einen guten Platz zum fotografieren aussuchen. (Was leichter gesagt als getan war, denn es war ja komplett dunkel und ich konnte nur erahnen wo der Tempel steht und wie es drumherum aussieht, aber dennoch habe ich alles richtig gemacht). Innerhalb der nächsten halben Stunde füllte sich der Platz dann langsam mit Menschen.

Glück für den der in der ersten Reihe stand, Pech für die dahinter. Als ich dann mein Stativ ausgepackt habe und aufbauen wollte hat es nicht lange gedauert bis einer der Wärter auf mich zukam und mir erklärt hat ich dürfe hier kein Stativ benutzen. Weder bei Sonnenauf- noch bei Sonnenuntergang. Warum konnte er mir nicht wirklich erklären. Er erwiderte immer nur das es die Anweisung von seinem Boss wär. Das war alles. Aber mal ehrlich, ich fliege 10.000km um den halben Globus und fahre nach Kambodscha eigentlich nur um Angkor Wat zu sehen, da lass ich mir doch mein Bild vom Sonnenaufgang hinter der Wahnsinnskulisse des Angkor Wat nicht von irgendeinem dahergelaufenen Aufpasser vermiesen. Also wartete ich noch eine Weile bis das Gedränge hinter mir so groß wurde, dass auch für den Wärter kein Durchkommen geschweige denn Kontrollieren möglich war und baute mein Stativ auf.

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Erste Reihe
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Frühes Aufstehen sichert den besten Platz ganz vorn

Der Sonnenaufgang dann war wirklich unbeschreiblich. Der Himmel, die Wolken, die Farben…und das vor der Kulisse des Angkor Wat Tempels. Puh. Ich habe schon viele Tempel gesehen und schon viele Sonnenaufgänge, aber dieser war wirklich genial.

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Atemberaubender Sonnenaufgang über den Tempeln Ankor Wats

Weil ich es nicht lassen konnte bin ich am zweiten Morgen noch mal Richtung Angkor Wat gepilgert um eventuell noch eine Steigerung des ersten Sonnenaufgangs zu sehen, aber keine Chance. Natürlich war ich enttäuscht, dass ich jetzt umsonst so früh aufgestanden war, aber auf der anderen Seite war ich wirklich froh, dass ich gleich am ersten Tag so viel Glück mit dem Wetter gehabt habe.

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Man muss auch manchmal Glück haben, nicht jeden Morgen ist der Sonnenaufgang so spektakulär

Immer noch völlig geflasht von Angkor Wat galt es nun die anderen Tempel Angkors zu besichtigen, aber mal ehrlich, viele glichen nur noch einem Haufen Steine und spätestens am frühen Nachmittag war es dann auch langsam genug mit Tempeln. Ganz davon abgesehen hatte keiner der anderen Tempel eine so starke Ausstrahlung wie Angkor Wat und erschien zumindest im Vergleich eher langweilig.

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Die Tempelanlage von Ankor Wat

Wenn man sich die Tempel mal genauer anschaut ist es schon unglaublich was die Menschen im 10 Jahrhundert hier auf die Beine gestellt haben. Die Steine die hier transportiert wurden sind teilweise wirklich riesig und die Verzierungen, die in die
Steine eingearbeitet wurden so detailliert, dass man sich echt fragt, wie es denen zu dieser Zeit möglich war sowas zu errichten. Die Steine wurden so geschliffen, dass sie ohne erkennbaren Zwischenraum aufeinander gestapelt werden konnten. Es wurde kein Zement ähnliches Material verwendet um die Steine miteinander zu verbinden, sie wurden nur gestapelt.

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Beeindruckende Architektur
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Geschichte hautnah erleben

Das komplette Areal von Angkor Wat misst inklusive des Wassergrabens in West-Ost-Richtung knapp 1,5 km und in Nord-Süd-Richtung knapp 1,3 km. Der Wassergraben stellt nach der gängigen Interpretation den Ur-Ozean dar, womit er sich zusammen mit den zahlreichen Bauten der Tempelanlage in das Bild eines symbolischen  Universum einordnet. Im Zentrum steht ein markanter Tempel mit fünf nach Lotusblüten geformten Türmen, wovon der Größte 65 m hoch ist.

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Geschichte in Stein gemeißelt
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Steine soweit das Auge reicht
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Steine, Steine, noch mehr Steine

Der Großraum der Region Angkor besteht aus mehr als 1000 Tempelanlagen und umfasst eine Fläche von etwa 1000 m². Seiner Zeit sollen hier etwa eine Millionen Menschen in Holzhütten gelebt haben, da Steinbauwerke nur den Göttern und Königen vorbehalten waren. Zum Vergleich, zur selben Zeit hatte London etwa 50.000 Einwohner.

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Junger Mönch

Erschöpft vom ersten Tag machte ich am zweiten Tag erstmal eine Pause und holte etwas Schlaf nach ehe ich dann am dritten Tag noch mal zu den Tempelanlagen fuhr. Aber die Luft war einfach raus und so war ich nach 7 Stunden auch schon wieder zurück im Hotel.

Jedoch haben die Tempelanlage auch ihre Schattenseiten. Angkor ist natürlich ein riesiger Touristenmagnet und wo Touristen sind, kann man auch richtig Geld machen. Das dachte sich wahrscheinlich auch ein das kambodschanische Mineralölunternehmen, das das Tempelareal 1990 gepachtet hat. Denn neben den hohen Eintrittsgeldern die verlangt werden, wird Angkor mehr und mehr in eine Touristenhochburg verwandelt. Der Andrang der Besucher ist schier riesig und es wird permanent versucht noch mehr Touristen anzulocken und ihnen noch mehr zu bieten. Zum Beispiel wird jetzt damit begonnen Ankor Wat in eine allabendliche Lightshow zu verwandeln. Hierzu werden Löcher in 1000 Jahre alten Steine gebohrt und Kabel verlegt. Auf der einen Seite dürfen die Guides keine Taschenlampen in den Tempeln benutzen, aber auf der anderen Seite ist es wiederum okay, dass der Tempel die halbe Nacht von 3000 Scheinwerfern angestrahlt wird. Auch finden Rockkonzerte vor den Tempeln statt und seit neustem ist sogar ein Wasserpark neben dem Tempel geplant. Es wird also versucht Angkor in ein archäologisches Disneyland zu verwandeln. Und wiedermal kann man hier dem touristischen Übereifer nur mit einem Kopfschütteln begegnen.

Alles in allem hat sich Angkor wirklich gelohnt! Dieses monumentale Bauwerk einmal
in Natura zu sehen war wirklich genial und allein dafür war der Kurztrip nach Kambodscha sein Geld wert. Aus Zeitgründen belasse ich es fürs erste Mal bei Bildern von Angkor Wat. Sehenswerte Bilder von den restlichen Tempeln gibt’s dann später.

Stefan

seit über 10 Jahren Fotograf und seit 2009 offiziell reisesüchtig und permanent von Fernweh geplagt, bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Abenteuern in der großen weiten Welt. Auf meinem Blog möchte ich dir alle meine Tipps zum Thema Reisen und Fotografie verraten und dafür sorgen, dass du perfekt gerüstet in dein nächstes Abenteuer startest! Hier erfährst du mehr Über mich

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