Unser vierter Tag in Island ist angebrochen – der Himmel ist mal wieder grau und wolkenverhangen. Das soll uns aber nicht weiter stören, denn schließlich sagt der Reiseführer zu unserem nächsten Ziel, dass es sich beim Bergrücken von Þórsmörk um eine klimatisch sehr begünstigte Zone handelt. Das Gebiet liegt nördlich vom Vulkan Eyjafjallajökull, der 2010 das letzte mal aktiv war und für ordentlich Ascheregen gesorgt hat. Vielleicht hätten wir im Reiseführer auch noch ein wenig weiter lesen sollen, dann wäre nämlich von Anfang an klar gewesen, dass es sich bei der F249 um die furtenreichste Schotterpiste ganz Islands handelt… aber dazu gleich noch mehr.
So aber machen wir uns ganz unvoreingenommen auf den Weg und denken uns nichts dabei als, wie üblich auf diesen Straßen, das erste Schild auftaucht, dass auf die Furten hinweist. Mit der Erfahrung der letzten Tage, was einen beim Durchfahren einer Furt erwartet, geht es nun also los. Aus einer werden zwei, aus zwei drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht…und es kommen immer noch mehr. Die ersten Paar sind ja noch ganz gut zu meistern, aber nach und nach werden die Furten länger, die Strömung stärker und das Wasser schmutziger, sodass man nicht mehr so einfach einschätzen kann wie tief es ist und was uns für ein Untergrund erwartet.
Als wir bei Furt Nummer 16 angelangt sind, kommt uns ein Bus entgegen. Natürlich ist dieser nicht zu vergleichen mit einem normalen Reisebus, sondern er ist speziell für diese Art Strecken aufgebaut und bringt Touristen, die bereit sind dafür einen nicht unerheblichen Betrag zu zahlen sicher ans Ziel. An sich ist es immer sehr hilfreich zu sehen wie ein anderes Fahrzeug die Furt passiert. Jedoch nicht in diesem Fall. Der Bus hat schon seine Schwierigkeiten durch die Furt zu kommen. In der Mitte der Furt wird er plötzlich immer langsamer, seine Hinterräder drehen immer stärker durch und aufgrund seiner großen Angriffsfläche an der Seite treibt ihn die Strömung noch dazu leicht ab. Wir sind wirklich unsicher ob wir uns trauen sollten, aber nach langem Hin und Her entscheiden wir uns dazu die Furt zu fahren. Der Wasserpegel ist schließlich trotz allem in Ordnung, wir sind kleiner und leichter als der Bus und haben noch dazu Allrad. Gesagt getan fahren wir los und tatsächlich, auch wir werden immer langsamer, ich habe das Gefühl, dass ich fast keine Traktion mehr habe. Dann kommt auch bei uns die besagte Strömung hinzu, die sich vielleicht nicht in dem Maß wie beim Bus bemerkbar macht, aber der Abtrieb ist schon spürbar. Schlussendlich erreichen wir aber das Ufer, die Räder greifen wieder in den groben Schotter und wir sind echt froh da raus zu sein.
Die letzte Furt, Nummer 18, ist dann allerdings eine Hausnummer die wir uns beim besten Willen nicht zutrauen. Selbst die krassen Geländewagen tauchen in der Mitte der Furt dermaßen mit der Front ins Wasser, dass wir dort wahrscheinlich abgesoffen wären. An der Stelle muss noch mal erwähnt werden, dass bewusst herbeigeführte Wasserschäden am Auto in keine Versicherung fallen. Gäbe es eine “Furtenversicherung” in Island, ich hätte sie wahrscheinlich abgeschlossen. Zu blöd nur, dass wir vor lauter Aufregung auf der Strecke kein einziges Video von einer der Furten gemacht haben. Aber auf der nächsten Tour wird alles anders.Am Tag darauf heißt es für uns wieder einmal Rucksack packen und weiter fahren. Im Vergleich zu unseren anderen Touren an sich eine ziemlich entspannte Art zu reisen. Einfach alles in den Kofferraum und los geht’s. Diesmal nach Vik, wo wir abends unser Zelt aufschlagen wollen.
Vorher machen wir noch einen Abstecher zum Skogafoss, einem weiteren Wasserfall, zum Felsenbogen Dyrhólaey in der Nähe von Vik sowie zum alten Flugzeugwrack der US Navy, dass vor 40 Jahren vermutlich wegen vereisten Triebwerken am Vulkanaschestrand von Sólheimarsandur abgestürzt ist. Der genaue Hintergrund ist allerdings nicht so richtig klar. Der Navy war es zu aufwendig das gesamte Flugzeug zu bergen und so demontierten sie nur die Tragflächen und die Triebwerke und überließen den Rest des Wracks der Witterung.
Alles in allem ist das Wetter an diesem Tag ziemlich durchwachsen. Es fängt immer wieder heftig an zu regnen und so kommen wir am frühen Abend völlig durchnässt am Campingplatz an, wo wir uns kurzerhand gegen den Zeltaufbau entscheiden und uns die Nacht im Auto gemütlich machen.