Angekommen in Kambodscha – Phnom Penh

Nach etwa sechs Stunden Busfahrt erreichte ich Phnom Penh. Der Unterschied zwischen Vietnam und Kambodscha war schon gleich nach der Grenze deutlich. Die Straßen waren in einem wirklich schlechten Zustand und teilweise gar nicht geteert, an der Grenze stand ein Casino neben dem anderen (in Vietnam ist Glücksspiel dieser Art verboten) und auch landschaftlich war der Unterschied zu erkennen, wenn auch nur geringfügig. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so auffällig ist, aber selbst die Menschen hier in Kambodscha unterscheiden sich optisch auch sehr von den Vietnamesen. Wie genau ist im Einzelnen schwer zu beschreiben. Aber ich würde mal vorsichtig behaupten, die Vietnamesen sind das „hübschere“ Volk.

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Unterwegs im Straßenverkehr von Phnom Penh
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In Phnom Penh

Abends in Phnom Penh angekommen, wurde ich direkt von 28° und Regen begrüßt. Diesmal hatte ich mich nicht vorher um ein Hostel gekümmert und ich habe das Gefühl immer wenn ich es auf gut Glück versuche und nichts vorher buche, finde ich nichts. Nach dem ich etliche Hostels erfolglos abgeklappert hatte, versuchte ich es noch bei einer Hotelempfehlung von einem in Phnom Penh lebenden Engländer den ich auf Phu Quoc im Bus getroffen habe. Und siehe da, es geht doch. Das Zimmer war mit 16 Dollar zwar für kambodschanische Verhältnisse recht teuer, aber für eine Nacht war es ok. Am zweiten und dritten Tag bin ich dann jeweils immer ein Hostel weiter gezogen bis ich dann letztlich am dritten Tag ein Zimmer für 10 Dollar bekam.

Was soll ich sagen, mein erster Eindruck von Kambodscha war eher ernüchternd. Zum einen weil das Land deutlich teurer ist als ich es mir für ein so armes Land vorgestellt habe. Teilweise sogar teurer als Vietnam. Das Essen ist einseitiger und Street Food wie man es aus Vietnam kennt, gibt es so gar nicht. Die Eintrittsgelder zu den örtlichen
Sehenswürdigkeiten sind Wucher und auch die Preise für die Tuk Tuk’s, die Mopeds mit den kleinen Anhängern, sind überteuert.

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Königspalast in Phnom Penh
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Selfie vorm Palast
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Königspalast in der Abendsonne

Da ich doch erst später als gedacht in Phnom Penh angekommen bin und es geregnet hat, habe ich am ersten Abend nicht mehr viel gemacht. Die Kamera und den Reiseführer im Rucksack ging es dann aber gleich am zweiten Tag auf Sightseeing-Tour. Eins muss man wirklich sagen, wenn man einen angenehmen und fröhlichen Kambodscha-Aufenthalt haben möchte, muss man sich wohl mit den Tempeln und Pagoden zufrieden geben, die das Land zu bieten hat, bei allen anderen Sehenswürdigkeiten wird man knallhart mit der schrecklichen Vergangenheit des Landes konfrontiert.

Meine erste Station waren hier die „Killing-Fields“ von Choeung Ek. Es würde etwas zu weit gehen jetzt die ganze Geschichte des Landes aufzurollen und zu erklären was wie wo wann stattgefunden hat, aber ich glaube ganz ohne geht es einfach nicht.

Die Killing-Fields sind eine Reihe von mehreren hundert Stätten in denen die „Roten Khmer“ politisch motivierte Massenmorde begangen haben. Bei den Killing-Fields von Choeung Ek waren es etwa 17.000  – insgesamt jedoch ca. 2 Millionen Menschen. Heute sieht man nicht mehr viel von den Hütten und Gräbern da die Roten Khmer vor ihrer Flucht alle weitestgehend zerstört haben. Zurück blieben nur Knochen und Kleider von den 17.000 Männern, Frauen, Kindern und Babys. Heute steht an dieser Stelle eine große Pagode, in der die Schädel vieler dort ermordeter Menschen liegen. Vielleicht etwas makaber aufgemacht dieser Ort, zumal man nicht vergessen darf, dass es sich hierbei quasi immer noch um eine Art Friedhof handelt.

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Gedenkstätte – Killing Fields – hier begingen die Roten Khmer zahlreiche Massenmorde
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Killing Fields in Phnom Penh

Die Roten Khmer sind eine maoistisch-nationalistische Guerillabewegung, die in Kambodscha 1975 an die Macht kamen. Sie wollten das Land mit aller Gewalt zum Agrarkommunismus überführen. Das umfasste auch die fast vollständige Vertreibung der Bevölkerung der Hauptstadt Phnom Penh und endete in einem Massenmord. Ende 1978 konnten vietnamesische Truppen das Regime dann schließlich stürzen. Doch lebten und agierten die Roten Khmer noch viele Jahre im Untergrund weiter bis zum Tot ihres Anführers Pol-Pot 1998.

Zurück von den Killing Fields habe ich mir noch das Gefängnis Tuol-Sleng (S-21) angeschaut, das früher eine Schule war unter den Roten Khmer zum Gefängnis umgebaut wurde und heute ein Museum ist. Gefängnis ist für diesen Ort eigentlich der falsche Begriff, denn die Menschen, die dort eingesperrt, verhört und schließlich zu einem der Killing Fields abtransportiert wurden, haben nichts verbrochen.

Auch hier wird man wieder kompromisslos mit der grausamen Vergangenheit des Landes konfrontiert. Nachdem ich mich nun stundenlang mit der jüngsten und grausamen Geschichte Kambodschas befasst hatte, war es dann wieder mal Zeit für ein paar Tempel und Pagoden. Mein Ziel war die Silberpagode – eine Pagode deren Fußboden aus etwa 5000 silbernen Platten besteht. Aber auch hier muss ich sagen, war ich enttäuscht. Der Eintritt war überteuert, Fotos durfte man innen nicht machen und von den silbernen Platten bekamen die Besucher gar nichts zu sehen, da sie mit Teppichen überdeckt waren. Den an die Silberpagode angeschlossenen Kaiserpalast konnte ich auch leider nicht besuchen, denn dummerweise ist der König Kambodschas einige Tage zuvor verstorben und daher wurde der Palast für Besucher geschlossen. Also mal wieder ein super Timing das ich da hatte.

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Königspalast bei Nacht

Abends verwandelt sich die Stadt dann in ein bunt beleuchtetes Mekka für diejenigen, die Party machen wollen, etwas trinken wollen und natürlich auch für Sextouristen. Letztere gibt es hier in Kambodscha nämlich zu hauf. Nirgendwo in Vietnam war es so auffällig, aber hier. Nachts wird man an jeder Straßenecke angequatscht, ob man nicht vielleicht eine Frau oder jede erdenkliche Art von Drogen haben möchte. Illegal ist beides, jedoch scheint sich hier niemand dafür zu interessieren und es zu unterbinden.

Also ich betrachte Phnom Penh wirklich mit gemischten Gefühlen. So richtig wohl fühlte ich mich in den ganzen Tagen hier nicht und war ganz froh, dass es am dritten Tag dann weiter nach Siem Reap ging zu meinem eigentlich Ziel Angkor Wat.

Stefan

seit über 10 Jahren Fotograf und seit 2009 offiziell reisesüchtig und permanent von Fernweh geplagt, bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Abenteuern in der großen weiten Welt. Auf meinem Blog möchte ich dir alle meine Tipps zum Thema Reisen und Fotografie verraten und dafür sorgen, dass du perfekt gerüstet in dein nächstes Abenteuer startest! Hier erfährst du mehr Über mich

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