Longhouse, short trip – Zu Besuch bei den Bidayuh

Tag zwei in Kuching und es ist mal wieder Tour-Time. Wir haben uns durchgerungen, trotz der schon oft angesprochenen hohen Tourpreise, eine zwei-Tagestour in ein traditionelles Longhouse der Bidayuh zu buchen.

Die Bidayhuh sind eine von mehreren auf Borneo lebenden Eingeborenengruppen, vor zig hundert Jahren noch im Krieg untereinander, leben sie inzwischen natürlich friedlich. Es soll noch etwa 10 000 Bidayuh auf Borneo geben, verteilt auf ein Dutzend traditioneller Dörfer, wobei die meisten allerdings inzwischen in der Stadt wohnen.

Morgens um 8 Uhr werden wir abgeholt und erst (mal wieder) in einem lokalen Orang Utan Rehabilitationscenter abgesetzt. Wir haben gar keine Wahl, das ist einfach fix im Paket mit drin. Ich mein, ich mag ja Orang Utans, aber das letzte Mal war es schon ziemlich unspektakulär und eher Zeit- und Geldverschwendung, warum sollte es also diesmal besser werden!? Da momentan sämtliche Früchte reif von den Bäumen hängen, sind die Guten einfach zu faul zur Fütterung zu kommen. Aber wer kann es ihnen verübeln, ich würde es wahrscheinlich nicht anders machen und mich so wenig wie möglich bewegen, ist ja schließlich ganz schön heiß im Dschungel.

Diesmal bekamen wir aber tatsächlich mehr zu sehen. Anfangs habe ich eigentlich schon gar keine Lust mehr als sich die riesige Horde von Touristen lautstark in Bewegung setzt – sensationsgierig trampeln alle auf Zeichen der Rancher in Richtung Fütterungsstelle. Dort
angekommen sitzen Mutter und Kind schon bereit, schnappen sich ihr Futter und noch eh überhaupt alle Touristen bei der Plattform angekommen sind, machen sie sich auch schon wieder aus dem Staub, direkt an Leuten vorbei und verfolgt von einem Schwarm Bienen, den anschließend die Touristen an der Backe hatten. Während die meisten noch erwartungsvoll auf eine Rückkehr der beiden warten, machen wir uns zurück zu unserem Fahrer und endlich auf den Weg zum Dorf.

Longhouse-Dorf-Malaysia
Angekommen im Longhouse-Dorf
altes Auto-Malaysia
Was würde wohl der deutsche TÜV sagen?

Dort angekommen marschieren wir einmal quer durch das komplett auf Stelzen errichtete Dschungeldorf zu Edward unserem Gastgeber. Kaum „Hallo“ gesagt, etwas getrunken und ein paar Bananen gegessen, gibt er uns auch schon direkt in die Hände von Tony unserem Guide, der uns durch den Dschungel zu einem – ÜBERRASCHUNG – Wasserfall führen soll.

Der wie vielte Marsch durch den Regenwald ist das jetzt?

Mit genügend Wasser ausgestattet machen wir uns auf den Weg. Es ist heiß, nicht das heiß, was man aus den deutschen Hitzerekorden kennt, auch nicht das heiß, was wir bisher auf Borneo erlebt haben. Es ist einfach unerträglich!!! noch nie in meinem Leben habe ich so geschwitzt wie an diesem Tag.

2,5 Stunden geht es mal durch den dicht bewachsenen Regenwald und mal über recht kahle Abschnitte auf denen die Sonne uns ungehindert braten kann. So blöd es auch ausgesehen würde, aber wie sehr wünsche ich mir da einen Hut herbei.

Nach 1,5 Stunden bergauf (warum geht es zu WasserFÄLLEN hier eigentlich IMMER bergauf?) kommen wir auf eine …. Straße! ganz recht und hätte ich das gewusst hätte ich mich fahren lassen, zumindest bis hierher.

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Ein paar Kilometer weiter rechts der Straße liegt die indonesische Grenze
ausblick-dschungel-Malaysia
Blick über den Dschungel

Nach 2-3 km hoch und runter auf Asphalt kehren wir aber dann doch wieder in den Wald zurück. Wir denken nur, wenn dieser Wasserfall nicht der coolste Shice auf der Insel wird fangen wir an zu schreien und/oder verweigern das Weitergehen.

Wasserfall-Malaysia
Wir sind da – erst mal im Wasserfall abkühlen
Portrait-Malaysia
Erschöpft, aber glücklich

Aber das bleibt uns erspart, denn der Wasserfall ist tatsächlich ziemlich cool und tut in diesem Moment einfach so unglaublich gut. Während wir uns austoben und abkühlen, bereitet Tony schon mal das Essen vor. Hühnchen, scharf eingelegte Sardinen und in Bananenblättern gekochter Reis. Da wir bisher jeder nur zwei Scheiben Toastbrot zum Frühstück und ein paar Bananen vor Tourbeginn gegessen haben, ist das eins der leckersten Essen seit unserer Ankunft.

Anschließend geht es denselben Weg zurück. Es scheint immer heißer zu werden und unser Wasser reicht gerade noch so bis zum Dorf. Selbst Tony ist anzusehen, dass er von der Hitze und der Tour ganz schön fertig ist, und das will, denke ich, was heißen.

Tony-Malaysia
Tony hat uns sicher ans Ziel geführt

Zurück im Dorf treffen wir auf Jude und ihren Mann (Name?), einen ziemlichen anstrengenden, nuschelnden und wahnsinnig laut lachenden Australier. Beide verbringen ihre Flitterwochen in Malaysia. Außer den beiden, treffen wir aber auf keine Touristen im etwa 200-Einwohner-Dörfchen.

Nach einer kurzen Abkühlung im Fluss und einer kleinen Verschnaufpause gibt es auch schon Abendessen. Suuuper leckeren, frischen Fisch, Hühnchen, Gemüse und dazu Reis. Sogar Tina probiert den Fisch und Achtung…er schmeckt ihr. Das will was heißen für jemanden, der kein Fisch mag.

Abendessen-Longhouse-Malaysia
Beim Abendessen

Nach dem Abendessen bekommen wir noch Besuch von „Bai Kas“ mit seinem traditionellen Bambusinstrument dem „Pratuoan’k“, eine Art Zither mit 5-6 Seiten, hergestellt aus einem einzigen Stück Bambus. Der gute Bai Kas – ein sehr spiritiueller Mensch steht entweder unter irgendeiner Droge oder hat einfach nur einen riesigen Laberflash. Ich hab keine Ahnung wie lange wir mit ihm da sitzen, aber das Verhältnis
von Bai Kas redet, Bai Kas spielt Musik liegt etwa bei 80:20. An und für sich aber natürlich eine ziemlich coole Sache. Was er alles erzählt, werde ich hier jedoch nicht wiederholen.

„Bai Kas“ mit seinem traditionellen Bambusinstrument
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Bei Nacht

Am nächsten Morgen dann, nach dem Frühstück, führt uns Edward noch im Dorf herum, zeigt uns alles, erklärte ein bisschen was und macht uns etwas mit seiner Kultur vertraut. Im Dorf gibt es inzwischen natürlich Strom und von daher ist die Art und Weise wie wir an diesen zwei Tagen dort leben nicht vergleichbar mit der wie es früher einmal war, aber darum geht es ja auch primär gar nicht.

Schädel-Longhouse-Malaysia
Die Vorfahren der Bewohner des Dorfes
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Geernteter Mais trocknet in der Sonne

Das Highlight, neben der Kostümierung mit traditioneller Kleidung, an der Edward selbst wahrscheinlich den meisten Spaß hat – Touristen in diesem Aufzug … ein lustiges Bild – ist das Blasrohrschießen. Das etwa 2 m lange Blasrohr ist zugegeben etwas unhandlich in der Bedienung, aber doch äußerst präzise und man schießt die Pfeile damit in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit. die traditionell hergestellten Blasrohre sind meist unverkäuflich, über ein Jahr dauert die Herstellung einer einzigen Waffe und kaum einer kann sie noch auf traditionelle Art herstellen.

traditionelle-Kostüme-Longhouse-Malaysia
Sehr authentisch…
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Beim Blasrohr-Schießen – komplizierter als gedacht

Kurz vor Mittag ist die Tour dann auch schon vorbei, wir werden abgeholt und zurück nach Kuching gebracht. Obwohl wir, zumindest an diesem Tag gar nicht so viel gemacht haben, sind wir völlig platt und machen erstmal eine ordentlichen Mittagsschlaf. Ist ja eh nicht so gut hier mittags raus zu gehen.

Edward-Longhouse-Malaysia
Danke für die schöne Zeit im Longhouse, Edward!
Stefan

seit über 10 Jahren Fotograf und seit 2009 offiziell reisesüchtig und permanent von Fernweh geplagt, bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Abenteuern in der großen weiten Welt. Auf meinem Blog möchte ich dir alle meine Tipps zum Thema Reisen und Fotografie verraten und dafür sorgen, dass du perfekt gerüstet in dein nächstes Abenteuer startest! Hier erfährst du mehr Über mich

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