Singapur – zu Gast in der Löwenstadt

Nachdem wir mit unserem Bus an den Grenzposten von Malaysia und Singapur etliche Male ein-, aus-, und umgestiegen sind und uns den üblichen Pass- und Gepäckkontrollen unterzogen haben, geht es endlich auf nach Singapur. Denken wir, denn vorher werden wir an der Grenze noch von einer komischen Luft-Ionen Maschine auf illegale Substanzen, gefährliche Gegenstände, oder weiß der Geier, untersucht. Sowas habe ich noch nie gesehen oder gehört, aber die Grenzbeamten halten es für wichtig.

Am Busbahnhof angekommen, stehen wir erstmal etwas blöd da. Kein Taxi (normalerweise wimmelt es an solchen Orten doch von Taxifahrern.) Dann eben mit der Metro, denken wir, heben am nächsten Geldautomaten erstmal 50 Singapur Dollar ab und bekommen….einen 50 Singapur Dollarschein. Der Kassenautomat nimmt so große Scheine natürlich nicht und kein Verkäufer in der Nähe will mir den Schein wechseln, nicht mal wenn ich eine Kleinigkeit kaufen würde. Schon ziemlich angenervt laufe ich mit meinen 18 kg Gepäck aus der 40 Grad heißen U-Bahn-Station raus, Tina hinterer. Kann sich diese Stadt, die von sich selbst sagt, dass sie ja soooo fortschrittlich und toll ist, denn nicht mal eine klimatisierte U-Bahn leisten?

Am Ende laufen wir die 1,5 km zu unserem Hotel und kommen eine gefühlte Ewigkeit später völlig durchgeschwitzt an. – Der ein oder andere mag jetzt vielleicht denken „Was ist denn so schlimm an 1,5 km?“ Nichts ist schlimm an der Strecke, aber addiert man einen 18 kg Rucksack, ein 4 kg Daypack, 31 Grad und nicht zu vergessen eine enorm hohe Luftfeuchtigkeit zu den 1,5 km, ist man schnell mal völlig am Ende und tierisch genervt. Was ein Start in Singapur…

Im Hostel haben wir zum ersten Mal einen Schlafsaal. Hat es in Malaysia doch immer locker für ein Einzelzimmer mit A/C gereicht (und ich bin mir sicher, dafür wird es den Rest des Urlaubs immer reichen) so wird es in Singapur eben nur ein Platz im Schlafsaal. Nur mal kurz zur Verdeutlichung: Ein Schlafsaalbett in Malaysia kostet für 2 Personen etwa ab 7€/Nacht, im Schnitt vielleicht 10€. In Singapur zahlten wir für den Schlafsaalplatz 27€/Nacht. Ok ok, eventuell bekommt man es in einem anderen Hostel noch marginal billiger.

Glücklicherweise ist unser Schlafsaal bis auf einen weiteren Platz leer. Der Typ, der die Nächte mit uns im selben Raum verbringt, macht anfangs einen eher befremdlichen Eindruck, es stellt sich aber im Laufe der Zeit heraus, dass er ganz lässig ist.

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Auf zum Sightseeing…

Der angebrochene Tag, sowie der darauffolgende stehen wieder ganz im Zeichen des Sightseeings. Ich bin sehr erstaunt wie viel der Reiseführer über Singapur schreibt, gibt es hier doch so gut wie nichts Interessantes. Würde ich Hochhäuser total mögen und würde es mir primär nur ums Shoppen gehen, dann wäre mir die Kinnlade sicherlich nach untern geklappt, aber das ist auch schon so ziemlich alles, was man hier gut machen kann… .die Skyline anschauen und einkaufen.

Die Stadt hat keine nennenswerte kulturelle Vergangenheit, dementsprechend gibt es nichts zu sehen. Es macht den Eindruck die Stadt sei einem Städtebau-Simulator a la Sim City entsprungen. Alles wirkt so organisiert und reglementiert, völlig untypisch für die bisherigen asiatischen Städte, die ich gesehen habe. Hier habe ich fast schon mit einem kleinen Kulturschock zu kämpfen. Klar wusste ich, dass die Stadt modern sei und einen sehr westlichen Charme versprüht, aber ich fühle mich hier nicht sonderlich wohl.

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Selfie vor der Skyline Singapurs
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Das wohl berühmteste Hotel der Welt in der Marina Bay
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Skyline bei Sonnenuntergang
Skyline-Singapur
beeindruckendes Farbspiel – Langzeitbelichtung bei Nacht

Umso mehr versuche ich, neben den für Singapur typischen Motiven, auch die anderen Seiten der Stadt zu finden und zu fotografieren, die Singapur eben doch zu einer typisch asiatischen Stadt machen.

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Kinderlachen beim Lichterfest
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Schneider auf der Straße
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Indisches Naan – gebacken im traditionellen Ofen
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Unterwegs in Little India
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Marktstände in Little India
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Auf der Straße in Little India
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Fahrradfahrer mit wertvoller Fracht

Am Abend des letzten Tages besuchen wir eine Annie Leibovitz Fotoaustellung. Für mich super interessant, für Tina… naja wir müssen ja irgendwie den restlichen Tag füllen. Aber ich denke und hoffe, dass es ihr am Ende doch ganz gut gefallen hat. (Nachtrag: Es hat ihr gefallen.)

Museum-Annie-Leibovitz-Ausstellung-Singapur
Im Museumsfoyer

Anschließend, als hätte ich nicht schon genug über Singapur gelästert, haben wir noch ein kleines Problem mit dem Geldautomaten. Eigentlich wollen wir nur schnell noch 30 Singapur Dollar abheben, doch der Touchscreen des Automaten ist so empfindlich, dass er beim Umspringen auf die Auswahl des Geldbetrags die Postion meines Fingers direkt als Eingabe aufgefasst und die Auszahlung vorbereitet. Einige Sekunden später spukte mir der Automat 1000 Singapur Dollar aus. Wir können das Geld aber glücklicherweise noch am selben Abend ohne großen Verlust in Ringgit umtauschen und werden woh noch lange von diesem Bargeld-Vorrat zerren.

leere-Ubahn-Singapur
Nachts in der Metro – der komplette Gegensatz zum Morgen

Abschließend noch ein paar Worte zu unserem „Zimmergenossen“. Ich treffe den Kerl zufällig am letzten Abend auf dem Dach des Hotels. Ich will noch die Bilder der letzten Tage sichern als ich ihn im Dunkeln auf einem Stuhl in der Ecke sitzen sehe. Er führt Selbstgespräche, denke ich am Anfang. Später stellt sich heraus, dass er einen Monolog von Captain Jack Sparrow, den er gerade in seine Landessprache übersetzt hatte, übt und vor sich herbrabbelt. (Im Laufe des Abends komme ich noch in den Genuss der vollen Länge.)

Er, Niranjan Meegammana, kommt aus Kandy auf Sri Lanka, ist Lehrer an einer Filmakademie und gerade auf „Studienreise“ mit 14 seiner Schüler. Wir kommen ein bisschen ins Gespräch, er erzählt was er so macht, ich erzählt was ich mache und prompt bietet er mir daraufhin eine Dozentenstelle an der Filmakademie an.

Ich könnte auf Sri Lanka umher reisen, umsonst wohnen und umsonst essen und müsste seinen Schülern nur im Fach Fotografie unterrichten. Er holt eine Flasche Baccardi Apple und zwei Tassen und wir verbringen die halbe Nacht auf dem Dach. Die Verteilung der Gesprächsanteile liegt bei etwa 80:20 (80 Er, 20 Ich) was aber daran liegt, dass er mir auf eine Frage hin vielleicht 10 Sekunden Zeit lässt zu antworten ehe er wieder mit dem Reden einsteigt, (er sagt selbst, er redet sooo gern Englisch). Ist mir auch recht, ich bin eh hundemüde.

Stefan

seit über 10 Jahren Fotograf und seit 2009 offiziell reisesüchtig und permanent von Fernweh geplagt, bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Abenteuern in der großen weiten Welt. Auf meinem Blog möchte ich dir alle meine Tipps zum Thema Reisen und Fotografie verraten und dafür sorgen, dass du perfekt gerüstet in dein nächstes Abenteuer startest! Hier erfährst du mehr Über mich

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