Nachdem wir unsere Reise von langer Hand fast ein halbes Jahr vorher geplant haben, ist der Tag der Abreise nun endlich gekommen – allerhand Vorfreude, Zelt, Schlafsack, Isomatte, warme Klamotten und wie gewohnt allerhand Fototechnik im Gepäck kann die lang ersehnte Reise endlich beginnen. Was wird uns nur erwarten? Einsamkeit? Kälte? Oder doch ein ganzer Haufen Touristen und spätsommerliche Temperaturen?
Nach ca. 3 1/2 Stunden Flug erreichen wir Keflavik und müssen zuallererst schmerzlich feststellen, dass sich 8°C und Wind unbeschreiblich kalt anfühlen – im Gegensatz zu 30°C in Berlin. Aber wir wollten es so und wir sind uns sicher, dass die Insel das Frieren allemal wert ist und damit wir auch etwas von der Schönheit Islands zu sehen bekommen, lautet unsere erste Amtshandlung den Mietwagen abzuholen. „Wir brauchen auf jeden Fall was Großes, man sollte drin schlafen können, hoch muss er sein, dicke Reifen und ganz wichtig Allrad muss er haben, damit wir auch auf den berüchtigten “F-Straßen” gut voran und sicher ans Ziel kommen“. Nun gut, am Ende hat unser Budget eben doch nur für einen handelsüblichen SUV, einen Nissan Qashqai, gereicht. Aber man wird doch wohl noch träumen dürfen.
Es ist also 2 Uhr in der früh, wir haben unser Auto, unser Gepäck ist verladen und wir sind bereit fürs Abenteuer. Unser erstes Ziel ist Selfoss, dort wollten wir uns für die ersten Tage mit Lebensmitteln versorgen. Das Problem ist nur, dass es mitten in der Nacht ist und die Supermärkte in Island erst zwischen 9 und 10 Uhr öffnen. Wir steuern also einen ruhigen Supermarktparkplatz an, packen unsere Schlafsäcke aus und verbringen unsere erste Nacht in Island bei umgeklappter Rückenlehne im Auto.
Falls der ein oder andere schon einmal aufgeschnappt haben sollte, dass es in Island teuer ist – es stimmt! Hier ist alles doppelt oder dreifach so teuer wie in Deutschland – vieles wird auch aus Deutschland importiert – die billigste 300g Packung Käse kostet umgerechnet 6€, der durchschnittliche Preis für eine Packung Käse liegt ungefähr bei 10€. Diese Supermarktpreise verraten uns jetzt schon, dass ein Restaurantbesuch in Island für uns wohl eher ein Seltenheit wird – zum Glück haben wir die gesamte Campingausstattung samt Gaskocher dabei.
Dann kann unsere Reise beginnen – tausende Kilometer in 21 Tagen, einmal quer über die Insel. Es ist wahnsinnig schwer das Gesehene in Worte zu fassen, selbst Bilder reichen meist gar nicht aus – was es ganz gut auf den Punkt bringt “Weite”. Hinter jeder Kurve versteckt sich eine neue atemberaubende Landschaft – mal moosgrün, mal kahl, mal weit und breit nur weiche, schwarze Vulkanasche, Flüsse, Seen, Wasserfälle, Berge, Gletscher, Erdspalten, Pferde, Schafe – die Aufzählung könnte noch ewig so weitergehen.
Unsere erste Tour führt uns zum “Golden Circle” – eine Aneinanderreihung vieler verschiedener Touristenmagneten auf engstem Raum. Eigentlich perfekt für alle diejenigen die nur ein paar Tage auf Island sind. Hier wird einem alles geboten, vom Wasserfall über Geysire bis hin zum Nationalpark.
Wir starten beim ersten Naturschauspiel, dem “Gullfoss”, ein mächtiger doppelter Wasserfall der in eine Schlucht hinab stürzt und fahren anschließend zum “Strokkur” – einen der wenigen derzeit aktiven Geysire, der alle paar Minuten Wasser meterhoch in die Luft katapultiert. Alle stehen ringsherum, die Kamera oder das Handy gezückt und warten nur darauf im richtigen Moment abzudrücken.
Da wir den Nationalpark “Pingvellir” noch am Ende unserer Reise auf dem Weg zurück nach Reykjavik einen Besuch abstatten wollen, lassen wir diesen aus und fahren noch ein bisschen durch diese wahnsinnig schöne Landschaft. Am Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg zu unserer ersten Unterkunft 30 km von Selfoss entfernt. Eine alte Farm mit riesigen Ländereien ringsherum, Pferden und eigenem Anschluss zu einer heißen Quelle.
Ein paar Kilometer weiter befindet sich der “Haifoss” – ein Wasserfall in einer Art Canyon. Der Weg dorthin ist die erste Probe in Sachen Offroad für unser Auto. Die Strecke fängt harmlos als Schotterpiste an. Das ist in Island an sich nichts ungewöhnliches, kleinere Straßen sind oftmals nicht geteert. Aber die Piste wird steiler und steiniger und wir werden ganz schön durchgeschaukelt. Oben angekommen erwartet uns neben dem heftigen Wind, ein Wahnsinnsblick zum Haifoss und in den Canyon.
Am nächsten Tag werden wir uns Richtung Landmannalaugar aufmachen. Das “Hochland” für Einsteiger würde ich mal sagen. Wobei Hochweide hier wohl eher der richtige Begriff ist.