Wir sind da! Endlich! Die Fahrt, die eigentlich mehr als Tortur bezeichnet werden müsste, hat uns beiden wirklich zugesetzt. Daher verbringen wir den ersten Nachmittag in den Highlands erstmal mit Schlaf.
Ich denke, inzwischen versteht Tina was ich gemeint ab als ich zu ihr sagte, dass ich nach meiner letzten Reise erstmal ein paar Wochen brauchte um mich davon zu erholen.
Wir haben ein wirklich kleines, aber dafür günstiges Zimmer für umgerechnet 11€pro Nacht, schlechtem WLAN-Empfang und unglaublich dünnen Wänden gefunden. Hört sich jetzt tragischer an als es ist, denn eigentlich ist es ganz OK, außer das mit dem WLAN war wirklich nervig.
Abends, nachdem wir wieder einigermaßen fit auf den Beinen sind, erkunden wir ein bisschen die Stadt. Stadt ist hier schon fast etwas übertrieben. Tanah Rata ist mit ca. 5000 Einwohnern wohl eher als ein etwas größeres Dorf zu bezeichnen. Die auf 1500 m doch schon recht frische und im Vergleich zur bisherigen, eher kühle Luft ist genau das richtige nach vier Wochen Schwitzerei.
Hier gibt es auch ausnahmsweise mal mehr indische als chinesische Restaurants und da wir uns beide definitiv NICHT zu Fans der chinesischen Küche bekennen, kommt uns das ganz recht. (Auch wenn Tinas letzte „indische Essenserfahrung“ in Kuala Lumpur in einem übel brennenden Mund und letztendlicher Essensverweigerung endete.) Die indischen Straßenlokale hier sind im Vergleich zu sonst relativ human was die Schärfe angeht. Es gibt unglaublich leckeres Naan Brot in verschiedensten Varianten, Roti (eine Art Pfannkuchen, aber irgendwie doch anders), Tandori Chicken mit unterschiedlichen typisch indischen Beilagen serviert auf einem Bananenblatt…. alles in allem wirklich verdammt lecker.
Ja ich weiß, wir sind in Malaysia und ich schwärme hier übers indische Essen…, aber nur malaiisch essen wäre wirklich sehr langweilig und eintönig und ganz davon abgesehen ist hier das Essen sowieso sehr stark von den Chinesen dominiert. Typisch malaiisch isst man hier eher selten, von daher sind die Inder hier eine ganz schöne Abwechslung.
Tag 1 in Tanah Rata beginnt wie der vorherige aufgehört hatte – mit indischem Essen. Nur diesmal schon zum Frühstück. Wir wollen einen ruhigen Trekking-Tag einlegen und den Gunung Jasar hoch, einem 1900m hohen Berg (von 1500m jetzt keine sooo krasse Leistung, aber ich sagte ja „ruhigen Tag“). Wie zu erwarten war, sind wir auf dem Pfad durch den Wald Richtung Gipfel fast die Einzigen, da die anderen Backpacker wohl gerade damit beschäftigt sind sich von Reiseveranstaltern in Minibussen von einer Plantage oder Farm zu nächsten kutschiert zu lassen. Da der Blick vom Gipfel zu wünschen übrig lässt, sind wir auch relativ schnell wieder auf der anderen Seite herunter geklettert und nach insgesamt 4 Stunden Lauferei sind wir auch schon wieder zurück in Tanah Rata.
Tag 2 soll noch etwas entspannter werden, denn wir leihen uns ein Moped um die Highlands auf eigene Faust zu erkunden. Nach einigen Startschwierigkeiten mit dem doch etwas augenudelten Moped, bei dem die Schaltung schwergängig ist und weder Tacho noch Kilometerstandanzeige funktionieren, geht es los Richtung Norden zu einer großen Teeplantage, die auch in so ziemlich allen Touren, die man buchen kann, enthalten ist.
Dazu sei noch gesagt: Linksverkehr ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Tina muss mich nicht nur einmal daran erinnern, dass ich doch bitte links fahren soll (nur drückt sie das nicht so ruhig und höflich aus wie ich es gerade geschrieben habe).
In den Cameron Highlands wird aufgrund des angenehmen Klimas vieles angebaut, was woanders im Land nicht wachsen würde. Angefangen mit unglaublich viel Tee gibt es hier noch massig Erbeerfarmen, Gemüseplantagen und Bienenzüchter.
Es sieht schon abgefahren aus, wenn die Landschaft soweit das Auge reicht mit Teesträuchern bepflanzt ist. Die einen hellgrün die anderen leicht trocken und etwas dunkler, je nachdem wie reif der Tee ist.
Nachdem wir den Norden unsicher gemacht haben, geht es in den Süden ins Cameron Valley. Kaum zu glauben, aber hier sind die Teesträucher noch grüner als im Norden. Es dauert nicht lang und wir bekommen die ersten Regentropfen ab. Klar, ist halt Regenzeit, da muss man auch damit rechnen und zu Tina hatte ich am Vortag schon gemeint, dass wir mit Sicherheit nass werden würden. Bevor es jedoch richtig anfängt zu schütten, suchen wir uns einen Unterstand, der einigen Bauern gehört, denen der Regen im Übrigen reichlich wenig ausmacht und die weiter fröhlich ihr Gemüse ernten (und es regnete wirklich, wirklich stark).
Wir fahren noch einige Stunden durch die Landschaft, halten an, wo es uns gefällt, machen Bilder, genießen die Aussicht und machen uns irgendwann wieder auf den Heimweg. Eigentlich will ich ein paar Bilder vom Sonnenuntergang über den Teefeldern machen, aber das Wetter sieht nicht wirklich danach aus als würde es schöne Bilder geben. Da wir aber eh Richtung Norden zum Tanken müsseen, fahren wir noch mal zu den Teeplantagen, die wir am Vormittag besucht haben. (Wir tanken übrigens für etwas über 1€, für den ganzen Tag umherfahren ein ganz fairer Preis wie ich finde).
Es zeigt sich immer mehr, dass aus dem Sonnenuntergang wie wir ihn uns vorgestellt haben, wetterbedingt nichts wird und es zeigt sich auf der Rückfahrt auch immer mehr, dass wir es bestimmt nicht mehr vor dem nächsten Regen nach Tanah Rata schaffen werden. Kaum drüber nachgedacht, geht es auch schon los, wieder einmal extrem heftig. In der Hoffnung, dass die Schauer wieder nur maximal eine halbe Stunde dauern würde stellen wir uns unterwegs unter und warten……. Es blitzt, es donnert, es regnet stärker und es wird immer dunkler. Wir haben noch eine Dreiviertelstunde Zeit bis zur Mopedabgabe und haben noch etwa 15 Minuten Fahrt bis nach Tanah Rata vor uns, bei dem Wetter wohl eher noch mehr. Uns bleibt also nur eins: Regenjacke zu, Kapuze auf, Helm auf und losfahren. Übung habe ich ja inzwischen mit dem alten Bock und so kommen wir ganz zügig und sicher im Dunkeln, bei strömendem Regen durch die kurvigen Highlands zurück zum Mopedverleih. Der Verleiher schaut uns nur an, grinse und seine Schadenfreude steht ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. „Oh, you had a shower? Hope you liked it!? Yes, Yes, thats normal. You are in the rainforrest. We have rain and we have forrest“ Mit diesen Worten endet auch unsere Tage in den Cameron Highlands.
Wirklich sehr schön hier. Klimatisch und natürlich landschaftlich ganz besonders.