Bisher war unser treues Reisehandbuch von Stefan Loose sowohl in Malaysia als auch in Thailand durchaus hilfreich und erstaunlich aktuell. Die Buspläne stimmten im Weitesten immer, sogar die Preise und die Hotel- und Restaurantempfehlungen waren solide bis sehr gut. Im Nordosten Thailands versagt das dicke Buch allerdings etwas. Die Informationen sind wahnsinnig rar gesät und trotz Auflage von 2014 alles andere als aktuell. So oft standen wir schon vor verschlossenen Türen oder haben ein Restaurant erst gar nicht gefunden, weil es schon seit Jahren geschlossen oder gar abgerissen worden ist. In Nan konnten wir den Loose schon nicht so richtig gebrauchen und in Loei können wir ihn auch getrost zur Seite legen. Ein Glück gibt es da noch das Internet. Aber selbst dort ist die Suche nach Ausflugszielen und Sehenswürdigkeiten schon mal ergiebiger. Nach dem gescheiterten Versuch in Nan wollen wir die Sache mit dem Trekking noch ein letztes Mal versuchen. Diesmal so richtig und nicht nur und ausschließlich per Moped.
Loei ist ein wirklich verschlafenes Nest im Nordosten Thailands nahe der Grenze zu Laos.
Wir finden ein nettes, super günstiges Hotel (das muss man dem Norden lassen, die Hotels sind echt unschlagbar günstig), in dem es sich die nächsten drei Tage aushalten lässt. Einziges Manko ist auch hier die Sprache. Das macht den Aufenthalt zwar wirklich schwer, da man nicht mal eben jemanden nach ein paar Tipps oder Erfahrungen fragen kann, aber alles in allem macht es den Trip auch ganz spannend. Sich mit wirklichem basic, basic, basic Englisch und mit Händen und Füßen zu verständigen (und dann teilweise doch nicht verstanden zu werden) macht eigentlich Spaß, wenn es auch hin und wieder etwas frustrierend ist.
In Loei fängt alles schon damit an ein Restaurant zu finden. Wie schon erwähnt ist der Reiseführer hier nicht zu gebrauchen, Einheimische nicht zu verstehen und das Internet schon mal brauchbarer. Letztlich finden wir dann aber doch ein Restaurant, was a) geöffnet hat, b) bezahlbar ist und c) in dem die Karte übersetzt ist, wenn auch die Bedienung nicht wirklich viel Englisch sprach. Die zweite Schwierigkeit in Loei stellte die Suche nach einer Wäscherei dar – doch auch diesmal versagten alle Quellen. Also warten wir bis zum nächsten Tag und gehen zur Touristeninformation. Ja ganz recht gelesen TOURISTENINFORMATION, denn die besitzt Loei nämlich. Natürlich sind mit Touristen nicht nur die ausländischen gemeint, denn die verirren sich recht selten hierher, aber wir treffen tatsächlich auf eine nette, kompetente Dame, die ein ganz solides Englisch spricht und uns die EINZIGE Wäscherei auf der Karte markierte. Wir haben den Wäschesack schon dabei, also nichts wie hin. Dort angekommen betreten wir ein ausschließlich von älteren Herren geführtes Geschäft und zeigen auch hier durch die hohe Kunst der Scharade, was wir wollen. Die Herren spielen einwandfrei mit und so verlassen wir mit einem guten Gefühl den Laden.
Weiter geht es mit der Suche nach einem Mopedverleih. Der erste Tipp des Reiseführers ist ein Flop, der erste Tipp der Touristeninformation ebenfalls und so bleibt uns nichts anderes übrig als zu einem recht weit außerhalb gelegenen Guesthouse zu laufen. Für die ganze Aktion und das Trekking ist es allerdings inzwischen eh zu spät und so verschieben wir die Tour auf den nächsten und damit letzten Tag in Loei. Am nächsten Tag finden wir tatsächlich das Guesthouse mit dem Mopedverleih und man stelle sich vor, die Besitzerin spricht ein total gutes Englisch. Na wenn wir das gewusst hätten. Wir fahren zurück zum Hotel um unsere Sachen klar zu machen und zu starten. Allerdings hatten sich Tina und das Frühstück an diesem Morgen nicht ganz so gut verstanden. Mit anderen Worten…..ihr ging es dementsprechend nicht so gut und wir beschließen, dass ich die Tour allein in Angriff nehme und so mache ich mich auf dem Weg zur Tankstelle und anschließend in die bergige Region der Loei-Provinz.
Die Tour ist wunderschön, wenn auch nicht so spektakulär und fotogen wie die Tour um Nan. Es geht hoch und runter sowohl auf schnurgeraden Straßen als auch über kurvige Serpentinen. Auch hier mit unglaublich wenig Verkehr. Von den Einheimischen werde ich wohl mit gemischten Gefühlen in ihrer Region empfangen. Ich ernte viel Lächeln und viele nette Zurufe, aber auch skeptische und misstrauische Blicke. So, aber was ist jetzt schon wieder aus dem Trekking geworden? Ich muss ja sagen, dass es wirklich unglaublich viel Spaß macht mit dem Moped die Gegend zu erkunden und einfach nur herumzufahren, sich vom Fahrtwind kühlen zu lassen und die Landschaft zu genießen. Aber um mir selbst gerecht zu werden, wollte ich mindestens einmal zwischendrin anhalten und die Gegend ein wenig zu Fuß erkunden. Da kam mir ein Schild, das auf einen Wasserfall hinwies, gerade Recht. Wenn man nicht zufällig mit dem Moped direkt bis an den Wasserfall ran fahren kann, dann bin ich hier richtig. Ich biege also ab, fahre durch ein kleines Dorf umgeben von Reisfeldern. An jeder Kreuzung fahre ich souverän in eine Richtung, in der ich den Wasserfall vermute, als ob ich die thailändischen Schilder lesen könnte und ernte hier definitiv die meisten skeptischen Blicke. Schließlich schien ich am Ende richtig zu sein, denn der Feldweg hörte vor einer Treppe auf. Ich parke das Moped schließlich am Waldrand und steige die Treppe hinauf, die leider schon nach etwa 30 m an einem sehr steilen Waldweg endet und mache mich also auf die Suche nach dem Wasserfall.
Eine halbe Stunde später stehe ich dann vor einem kleinen Rinnsal, das ein paar Felsen herunter fließt. Also gelohnt hat sich das mit Sicherheit nicht, aber es hätte ja schließlich auch ganz anders kommen können, wenn ich auch nie die zweiten Niagarafälle erwartet hätte. Auf dem Rückweg verpasse ich mir dann noch eine kleine Schotterflechte als ich bei Herabgehen auf diesem mega steilen Weg auf den Steinen wegrutsche und dem Boden ein ganzes Stück näher komme Mit einer völlig dreckigen Hose und glücklicherweise nur mäßigen Schürfwunden ging’s dann (etwas langsamer) zurück zum Moped und zur Sonnenuntergangszeit die letzten 40 km zurück nach Loei. Da hat das mit dem „Trekking“ (ich weiß, es verdient den Namen in diesem Fall eigentlich gar nicht mehr) doch noch geklappt und ich kann meine ausgelatschten Schuhe, die mich inzwischen durch insgesamt 7 Länder begleitet haben, getrost und mit gutem Gewissen in Thailand lassen.