Gerade haben wir noch den traumhaften Sonnenaufgang über Bagan bestaunt. Nun sitzen wir schon im Minivan auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel. Und wer hätte das gedacht – wie immer in der letzten Reihe!
Unsere Fahrt führt uns in knapp acht Stunden an den Inle See. Dieser liegt idyllisch von den Shan Bergen umgeben im Osten Myanmars und ist ein beliebtes Reiseziel. Da Unterkünfte direkt am Inle See unbezahlbar für Rucksackreisende sind, haben auch wir uns ein Zimmer im kleinen Ort Nyuangshwe ausgesucht.
Bevor wir den Ort erreichen, muss aber auch hier erst mal der Eintritt für das Areal rund um den Inle See gezahlt werden. Noch im Bus werden 13.500 Kyat pro Person abkassiert. Im Gegenzug erhalten wir ein 5-Tages-Ticket.
Als uns der Minivan vorm Hostel absetzt, lernen wir den verständnisvollsten Guesthouse-Besitzer unserer Reise kennen: „Here is your key, take a rest, paperwork later“. Guter Mann, der weiß wie es läuft nach so einer Busfahrt, oder wir sahen einfach nur fertig aus.
Nachdem wir uns ausgeruht haben, machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Die Auswahl ist riesig. Weil wir Lust auf Indisch haben, landen wir zufällig im beliebtesten Traveller Restaurant der Stadt – dem Inle Hut.
Der Besitzer trägt ein Bandana um den Mund, begrüßt uns mit „Yo Man“, ein riesiges Portrait von Eminem hängt an der Wand und die „Slim Shady LP“ läuft rauf und runter – haha, wo sind wir denn hier gelandet?
Wir sind am frühen Abend hier und haben anscheinend Glück gehabt überhaupt einen Platz zu bekommen, denn ab 19 Uhr muss der Tisch über Facebook vorreserviert werden. Verrückt!
So ganz können wir den Hype nicht nachvollziehen – das Essen ist okay, Indisch für den westlichen Gaumen – aber nicht der Knaller. Der Restaurantbesuch ist aber irgendwie schon ein Erlebnis. Wann wird man schon mal vom größten Eminem-Fan der Welt bedient? Die Rechnung ist natürlich mit Stan unterschrieben – ist klar!
Leider fällt unsere geplante Fahrrad-Erkundungstour am nächsten Tag ins Wasser, denn es schüttet wie aus Eimern. Genug Zeit um das Programm für die nächsten Tage hier zu planen. Wir wollen unbedingt, wie auch in den Ländern zuvor, einen Kochkurs machen und auch eine Bootstour auf dem Inle See darf nicht fehlen.
Kochen auf Burmesisch
Kochkurse sind super – nicht nur, dass wir hier lernen was traditionell auf den Teller kommt und wie es zubereitet wird. Kochkurse bringen uns ein Stück der Kultur näher und das Gute, wir können uns auch zu Hause in Deutschland noch daran erfreuen.
Über Facebook haben wir einen privaten Kochkurs bei Mr. Min Cooking Class gebucht. Dieser kostet uns 27€ pro Person.
Min und seine Frau May haben die Kochschule, die auf dem Wasser im Inle See liegt, 2012 gegründet. 2012 gab es dort noch keinen Strom und auch kein Facebook, es war schwierig potentielle Kunden überhaupt zu erreichen – aber sie haben es geschafft – zurecht!
May holt uns im Guesthouse ab und fährt mit uns zuerst auf den Markt. Dort kaufen wir alle Zutaten für den heutigen Tag ein. Das sind ziemlich viele, schließlich werden wir zehn Gerichte kochen.
Nachdem der Einkaufskorb prall gefüllt ist, setzen wir uns ins Motorboot, das uns in 20 Minuten zur Kochschule bringt. Wow, was für ein idyllisches Plätzchen.
May wird unsere Kochlehrerin für diesen Tag sein, da Min leider krank im Bett liegt.
Wir starten mit einem kleinen Snack: frittierter Sticky Reis und frittierte Tofuhaut mit selbst gemachten Dips. Ich mag Tofu ja wirklich überhaupt nicht, aber diese Chips sind echt lecker.
Weiter geht es mit gedämpften Fisch im Bananenblatt – kommt uns irgendwie aus Laos bekannt vor.
Außerdem kochen wir drei verschiedene Curries – Hähnchen, Veggie und Tofu. Das war aber noch nicht alles. Wir bereiten grünen Salat, Tomatensalat, Tofusalat (den haben wir zugegeben schon fertig auf dem Markt gekauft) und den für Myanmar typischen Teeblätter-Salat zu. Den Abschluss bildet eine für die Region typische Spezialität, die Shan Nudelsuppe.
Nachdem alle Gerichte fertig sind, wird serviert und wir essen zusammen mit May. Es schmeckt alles ganz fantastisch. Na gut, für meinen Geschmack hätten wir ein bisschen weniger Tofu verarbeiten können und auch der Teeblätter-Salat, der zum Großteil aus fermentierten Teeblättern besteht, ist Geschmackssache. Aber vor allem der Tomatensalat ist super, ich frag mich, warum der in Deutschland nicht auch so zubereitet wird – das werde ich ändern, wenn ich zu Hause bin.
Nachdem wir aufgegessen haben, werden wir mit dem Ruderboot noch eine kleine Runde durch’s Dorf gefahren. Zum Schluss gibt es noch ein Kochbuch und dann geht’s wieder Richtung Guesthouse.
Was für ein toller Tag! Wir können diese Kochschule nur wärmstens empfehlen!
Ein Tag auf dem Inle See
Nachdem wir bereits am Vortag auf dem Inle See gekocht haben, wollen wir heute den gesamten Tag auf dem Wasser verbringen.
Boot und Bootsmann sind schon ab 10.000 Kyat für einen ganzen Tag zu bekommen – das sind gerade mal 6€. Wer, wie wir, auch das angrenzende Dorf Indein mit seiner beindruckenden Shwe Inn Thein Pagode besuchen will, der zahlt um die 25.000 Kyat für Boot und Fahrer.
Jedes Guesthouse in Nyuangshwe kann bei der Organisation behilflich sein, aber natürlich kannst du das Boot auch direkt im Hafen anmieten.
Wir werden morgens im Guesthouse von unserem Bootsmann abgeholt. Zusammen laufen wir zu seinem Boot, mit dem er uns heute den Inle See zeigen wird. Na gut, das ist vielleicht zu viel gesagt, denn die Verständigung funktioniert mangels Englisch nur mit Händen und Füßen – aber das klappt immer irgendwie.
Wer jetzt an eine romantische Ruderfahrt über den See denkt, der liegt falsch. Allein schon wegen der Weite des Sees sind die Boote mit einem ziemlich lauten Außenbordmotor ausgestattet – sonst wären all die Stationen, die heute vor uns liegen, gar nicht machbar.
Nach ca. 15 Minuten eröffnet sich uns die Schönheit des Sees, das Wasser glitzert in der Sonne, am Horizont erheben sich die Shan Berge. Auf dem See begegnen uns überall Fischer, die mit Netzen auf Fischfang sind.
Der Weg führt uns zuerst in eine der zahlreichen schwimmenden Tomatenplantagen. Eine Tomatenpflanze reiht sich hier an die andere und liefert die Grundzutaten für den leckeren Tomatensalat, den wir gestern zubereitet haben. Da sich die Plantagen auf dem Wasser befinden, können die reifen Früchte auch nur vom Boot aus geerntet werden.
Neben dem Fischen bietet der Tomatenanbau eine wichtige Lebensgrundlage für die vielen Bewohner, die hier auf dem See leben. Unser Bootsmann fährt mit uns auch durch sein Dorf, wo seine Frau gerade das Geschirr im See abspült. Hier macht alles noch einen ursprünglichen Eindruck. Könntest du dir vorstellen mitten auf dem Wasser in einer der Hütten zu wohnen? – Ich irgendwie nicht, auch wenn der Ausblick aus dem Fenster schon ganz cool ist.
Aber natürlich ist der Tourismus auch hier schon angekommen und spielt noch eine viel größere Rolle als das Fischen oder der Tomatenanbau.
Das merken wir bei unserem nächsten Halt in einer Silberschmiede. Nachdem uns die Handwerkskunst näher gebracht wurde, führt der Weg nach draußen durch einen riesigen Verkaufsraum. Begleitet werden wir durch die Räumlichkeiten stets von einer jungen Frau mit Verkaufstalent. Aber uns kann sie nicht dazu überreden etwas mitzunehmen.
Auch bei den nächsten Stationen geht es vor allem darum etwas zu an den Mann oder die Frau zu bringen. Wir halten an einer Lotusfarm. Aus den Fasern der Lotuspflanze wird hier ein Faden gesponnen und zu Kleidungsstücken verwebt. Aufwendige Muster können dabei schon mal mehrere Tage in der Herstellung benötigen. Es ist wirklich interessant zu zusehen. Aber auch hier werden wir anschließend in den Schauraum geführt, um etwas zu kaufen. Wegen des schlechten Gewissens trinken wir wenigstens eine Cola.
Weiter geht es in eine Schmiede. Die Aufführung scheint etwas inszeniert. Da alles schlagartig beendet ist, sobald wir wieder im Boot Platz genommen haben.
An der nächsten Station lassen wir uns dann aber doch breit schlagen ein Mitbringsel zu kaufen. Denn hier wird uns gezeigt, wie Zigarren hergestellt werden. Außerdem wird uns erklärt, wie die Boote gebaut und präpariert werden, mit denen hier alle auf dem See unterwegs sind.
Danach machen wir Mittagspause in einem der schwimmenden Restaurants. Genau zur richtigen Zeit. Denn kaum sitzen wir, beginnt es in Strömen zu regnen. Wir zögern also unser Mittagsessen noch etwas hinaus und können vollkommen trocken ins Boot steigen. Viele andere haben nicht solches Glück – sie kommen pitschnass im Restaurant an. Das nenne ich Mal Timing!
Der nächste Stopp ist ein Tempel auf dem Wasser. Inzwischen ist die Sonne wieder heraus gekommen und es ist ziemlich heiß. Ein Glück haben wir die Sonnencreme eingepackt!
Nun steuert unser Bootsmann das kleine Dorf Indein an – allein der Weg dorthin ist ein Highlight. Der kleine Nebenfluss schlängelt sich durch die wunderschöne Natur. Im Dorf angekommen, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur Shwe Inn Thein Pagode – wer lauffaul ist, kann sich gegen viel zu viel Geld auch fahren lassen.
Oben angekommen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr raus – eine Stupa reiht sich an die nächste. Manche tragen Schilder mit den Namen derjenigen, die für den Bau oder die Restaurierung gespendet haben. Auch viele deutsche Namen sind zu lesen. Was für ein krasser Ort!
Wieder unten angekommen, fahren wir wieder zurück zum Inle See und machen einen Abstecher in ein weiteres Dorf. In diesem gibt es ein Haus, in dem drei Frauen der Longnecks – auch Padaung genannt – „wohnen“. Wir waren ja schon einmal in Thailand in einem Schaudorf der Longnecks, aber das hier ist noch eine Spur merkwürdiger. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die drei Frauen hier freiwillig sind.
Die Longnecks sind eine ethnische Gruppe in Myanmar und leben im Kayah Staat, der an den Shan Staat grenzt. Immer wieder gibt es, wie im Moment auch, starke Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Minderheiten und dem Militär. Daher sind Teile der Longnecks vor vielen Jahren nach Thailand geflohen. Viele leben aber noch in Loikaw, der Hauptstadt des Kayah Staats.
Dorthin wollten wir eigentlich am nächsten Tag, aber vor zwei Wochen sind die Auseinandersetzungen auch hier wieder stärker geworden, daher hat die Regierung die Einreise für Touristen dorthin verboten bzw. darf man dort im Moment nur mit einer Genehmigung und einem Guide hin. Die Beantragung dauert zwischen 2 Tagen bis zu zwei Wochen.
Abseits der üblichen Touristenpfade in Myanmar unterwegs zu sein, ist nicht leicht. Die Lage kann sich wöchentlich ändern. Hier findest du alle aktuellen Infos der Regierung zu deiner Reise durch Myanmar.
Zurück zu unserer Bootstour: Wir machen noch einen letzten Abstecher zum Tempel der springenden Katzen und dann geht es wieder zurück Richtung Nyuangshwe.
Aber natürlich nicht ohne ein Foto von den traditionellen Einbeinruderern. Inzwischen fischt hier keiner mehr auf diese traditionelle Art und Weise – die Männer warten auf Touristen und führen gegen ein kleines Entgelt von zwei bis drei Euro ihre Show vor. Kommt mir aus Sri Lanka bekannt vor – na ja, irgendwie müssen die Menschen ja ihren Lebensunterhalt verdienen und sie geben als Einbeinruderer ein tolles Fotomotiv ab.
Dann ist es wirklich Zeit für den Heimweg. Unser Bootsmann bringt uns sicher an den Steg. Da er uns einen tollen Tag beschert hat, geben wir ihm noch ein Trinkgeld und dann verschwindet er wieder auf dem Wasser zu seiner Familie.
Wer will kann seinen Tag auf dem Inle See mit noch mehr Stationen gestalten. Es sind aber auch nur halbe Tage möglich.
Uns hat die Tour trotz der vielen Stopps, die nur auf Verkauf ausgelegt sind, sehr gut gefallen. Wir konnten die wundervolle Landschaft genießen und ein bisschen in das Leben auf dem See eintauchen, auch wenn es an der ein oder anderen Stelle vorgegaukelt war.
So jetzt müssen wir uns aber mal Gedanken machen, wo wir als nächstes hinfahren, wenn wir schon nicht nach Loikaw können.
Hi Stefan !
Guter Bericht über den Inle Lake . Waren dort 2015 und haben den Lake mit dem Fahrrad umrundet Auch die anderen Berichten von Myanmar sind echt gut und kann ich vielen Punkten Dir zustimmen.
Die Bilder sind richtig gut geworden. Darf ich fragen welche Kamera Du hast ? Ich habe eine Nikon D5300, arbeite aber relativ viel mit GoPro 😉
Als Geheimtipp kann ich Dir mal für einpaar Tage Brunei empfehlen, wo es auch einiges zu entdecken und zu erleben gibt. Das haben wir damals gleich verbunden auf Borneo zu bleiben.
Jetzt geht es aber erstmal in den Süden von Laos, genauer gesagt nach Pakse …., weshalb ich Dir hier schreibe 🙂 – da ich auf Deinen Bericht hier zufällig gestoßen bin !!!
Liebe Grüsse
Charlie
Hallo Charlie,
vielen Dank, das freut mich zu hören 🙂 Myanmar und Laos sind wirklich fantastisch!
Brunei hatte ich tatsächlich nie richtig auf dem Schirm. Vielleicht weil es so klein ist. Zwar waren wir 2014 in Malaysia auch auf dem Borneo Teil, aber wir sind vom Norden in den Süden geflogen und haben es damals leider links liegen gelassen.
Ich fotografiere jetzt schon seit über 4 Jahren mit dem Fuji X-System. Meine Canon 5dM2 war mir zum reisen immer schon zu groß und zu schwer. Seit dem fotografiere ich mit der Fuji X-Pro1 später die X-Pro2.
Mit welcher GoPro bist du denn unterwegs?
Ich wünsche dir ganz viel Spaß in Pakse. Vielleicht ist ja ein Abstecher zu den 4000 Inseln drin 😉
Liebe Grüße aus dem kalten Berlin!
Stefan