Kochen auf Laotisch

Was macht eigentlich die Kultur eines Landes aus? Wie kannst du beim Reisen am besten Land und Leute kennen lernen, wenn dir doch meist nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht?

Insgesamt verbringen wir 30 Tage in Laos. Das hört sich erst mal viel an, reicht aber bei weitem nicht aus, um dieses tolle Land und seine Einwohner richtig kennen zu lernen.

Wir finden, Kochen verbindet und gemeinsam Kochen ist eine tolle Möglichkeit mehr über ein Land zu lernen. Toller Nebeneffekt – zu Hause kannst du beim Nachkochen deine Reiseerlebnisse aufleben lassen.

Daher steht für uns von Anfang an fest, dass wir auch in Laos einen Kochkurs besuchen wollen. Luang Prabang bildet für dieses Vorhaben die besten Voraussetzungen – hier gibt es tolle Restaurants und zahlreiche Kochschulen.

Natürlich fällt die Auswahl schwerer je mehr Auswahl es gibt, aber Reiseführer und Internetrecherche kommen zu einem klaren Ergebnis. Wir buchen unseren Kochkurs im Tamarind Restaurant. Das sechsstündige Erlebnis kostet uns ca. 28€ pro Person.

Kochkurse werden vom Tamarind Restaurant zweimal täglich angeboten – ein Kurs am Vormittag 9 bis 15 Uhr und ein Kurs am Abend 16:30 bis 20:30 Uhr. Der Kurs am Abend ist kürzer und umfasst ein Gericht weniger. Daher schreiben wir uns für den Kurs am Vormittag ein. Alle genauen Infos findest du hier.

Pünktlich um 9 Uhr geht es los. Wir fahren auf den riesigen Markt, denn jeder Koch braucht Zutaten und sollte auch etwas über deren Herkunft wissen. Wir haben das Glück an diesem Tag zwei Kochlehrer zu haben. Sit lernt gerade einen neuen Kochlehrer ein – bisher hat er alle Kochkurse (12 Kurse in der Woche) selbst durchgeführt und bekommt nun Unterstützung.

Frühlingszwiebel gibt's bei uns auch
Eine riesige Auswahl an Kräutern gibt es auf dem Markt zu erstehen

Zuerst geht es an die Obst- und Gemüsestände. Hier wird uns erst mal bewusst mit wie vielen verschiedenen Kräutern die Laoten überhaupt kochen – echt der Wahnsinn. Es  stellt sich heraus, dass viele Lebensmittel aus China geliefert werden und sogar günstiger zu erwerben sind als die heimisch angebauten Produkte.

Kochen wir in Deutschland auch mit so vielen Kräutern?

Wir erfahren, warum es ungelogen 10 verschiedenen Sorten Reis gibt, die zwar ähnlich aussehen, aber sich teilweise stark im Preis unterscheiden. Bewirtschaftet ein Bauer sein Feld zum Beispiel zwei Jahre hintereinander mit Reispflanzen, dann mindert das die Qualität. Tja, man lernt nie aus.

Weiter geht es durch die Fleisch- und Fischabteilung. Ein Glück waren wir schon auf genügend asiatischen Märkten um nicht geschockt zu sein. Als Großstädter bezieht man sein Fleisch ja doch eher fein filetiert und hygienisch verpackt aus dem Supermarkt. Hier auf dem Markt lässt sich der Ursprung des Fleisches noch ganz genau nachvollziehen. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie es riecht, als wir an den Ständen vorbei laufen.

An der Fleischtheke
An der Fleischtheke

Am Fleischstand

Da der Markt riesig ist, machen wir auch noch einen Stopp in der Abteilung für getrocknete Lebensmittel. Hier dürfen wir probieren. Ich wusste wirklich nicht, dass man Bambus auch essen kann – die getrockneten Chips schmecken echt lecker, die getrockneten Pilze dagegen nicht so besonders.

Marktstände
Hier gibt es echt alles, was du dir nur vorstellen kannst

Markstand Luang Prabang

Schlafendes Baby zwischen den Marktständen
Zwischen Waren und Waage. Elternzeit gibt es in Laos nicht, daher kommen die ganz Kleinen einfach mit.

Auf dem Märkten in Laos verkaufen übrigens nur Frauen, dies soll dem Glauben nach Glück bringen. Nach dem Motto: Mann jagt – Frau handelt.

Nach ca. einer 3/4 Stunde geht es im Minivan dann in Richtung Kochschule. Die liegt nicht in der Stadt – sondern mitten im Dschungel, wunderschön idyllisch gelegen. In einer schöneren Umgebung könnte man das Kochen gar nicht lernen. Die Umgebung ist wirklich wunderschön. Viele der Zutaten, die wir zum Kochen nutzen, werden sogar hier im eigenen Garten angebaut.

Also Kochschürzen übergeworfen und los geht’s – an diesem Tag sind wir eine übersichtliche Gruppe von 8 Personen. Wir beginnen mit einem Dip – Tomate oder Aubergine, das kann sich jeder nach Belieben aussuchen. Alle Zutaten müssen erst mal über dem offenen Feuer stark angeröstet werden, bevor wir sie im Mörser zerkleinern. Den fertigen Dip genießen wir traditionell mit Klebreis (Sticky Rice), dieser wird in einem geflochteten Bambuskorb namens „tip khao“ serviert.

Im Restaurant gilt das Schließen des Bambuskorbs als Zeichen dafür, dass du satt bist.

Kochen über offenem Feuer
Wir rösten die Zutaten in der Glut an …
Stefan mörsert die Zutaten
… und zerstoßen sie sorgfältig.

Die Laoten lieben es übrigens mit Glutamat zu kochen. Sit meint, sie können nicht mehr anders. Und so steht auch ein kleines Schälchen mit dem Pulver für uns bereit, das wir aber selbstverständlich bei allen Gerichten weglassen. Wer auch im Restaurant auf Glutamat verzichten will, sollte bei der Bestellung folgenden Satz sagen: „Bo sai beng nua“ (Bitte ohne Glutamat).

Weiter geht es für uns mit einem traditionellen Gericht „Mok Pa“ – dampfgegarter Fisch im Bananenblatt. Ich kann euch sagen – sensationell gut, selbst Tina, die normalerweise keinen Fisch isst, ist restlos überzeugt.

Unser Kochlehrer zeigt uns wie's geht
So wird’s richtig gemacht

Danach wird es ein wenig kompliziert, denn wir bereiten ein Spezialgericht des Tamarind Restaurants zu. Hierzu wird eine Stange Zitronengras kunstvoll eingeschnitten und zu einer Blüte geformt. Gefüllt wird das Kunstwerk mit einer Kräuter-Hühnchen-Füllung. Alles in Eigelb panieren und frittieren. Sieht nicht nur schön aus, schmeckt auch super.

Frittiertes Zitronengras mit Hühnchen-Kräuterfüllung
Super lecker – Frittiertes Zitronengras mit Hühnchen-Kräuterfüllung

Es folgt das Nationalgericht der Laoten: Laap mit Sticky Rice – ein würzig frischer und vor allem scharfer Minz-Fleisch-Salat – mein Favorit schon die gesamte Reise. Endlich lerne ich, wie ich Laap nachkochen kann!

Gemeinsam die selbst gekochten Speisen genießen
Gemeinsam genießen wir unsere selbst gekochten laotischen Köstlichkeiten

Den Abschluss bildet das Dessert – wie kann es anders sein: Sticky Rice in Kokosmilch mit frischen Früchten.

Sticky Rice wird in Kokosmilch gekocht
Für das Dessert wird Sticky Rice in Kokosmilch gekocht
Leckeres Dessert
Mit Früchten wird der Klebreis garniert und als Dessert serviert – yummy!

Die Laoten lieben Sticky Rice – Sit erzählt uns, wenn er keinen Sticky Rice zu essen bekommt, sondern Steamed Rice essen muss, dann wird er nicht satt – scheint auch bei vielen anderen Laoten so zu sein. Die Bedeutung wird auch noch einmal deutlich, wenn du dir die wörtliche Übersetzung des laotischen Wortes für Essen „kin khao“ anschaust – wörtlich übersetzt heißt dieser Ausdruck nämlich soviel wie „Reis essen“.

Er erzählt uns übrigens auch, dass selbst die Kleinsten schon Sticky Rice bekommen – nicht mit der Muttermilch, sondern vorgekaut von Mama. Er hat es geliebt, auch als er älter war. Mit 4 bis 5 Jahren werden die Kinder dann an das scharfe Essen gewöhnt. Früh übt sich, denn die Laoten lieben Chilis.

Weil wir leider kein Gedächtnis wie ein Elefant haben, gibt es zum Abschluss noch ein Kochbuch mit allen leckeren Rezepten + ganz genauen Anleitungen, wie das Bananenblatt richtig gefaltet oder das Zitronengras eingeschnitten wird.

Ein echt sehr gelungener Tag, wir können diesen Kochkurs nur wärmstens empfehlen. Für uns steht jetzt schon fest, auch in Myanmar werden wir definitiv noch einen Kochkurs machen.

Ich freu mich schon auf’s Nachkochen zu Hause. Zum Glück haben wir den Asia Markt direkt um die Ecke. Wie sieht’s mit dir aus? Nimmst du auf Reisen auch immer an Kochkursen teil, um ein bisschen mehr über das Land und seine Küche zu erfahren?

Zertifizierte Köchin
Tina ist jetzt zertifizierte Köchin – zumindest laut Schürze (aber ich glaube, das war die vom Chef, denn es war die einzige ^^)
Stefan

seit über 10 Jahren Fotograf und seit 2009 offiziell reisesüchtig und permanent von Fernweh geplagt, bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Abenteuern in der großen weiten Welt. Auf meinem Blog möchte ich dir alle meine Tipps zum Thema Reisen und Fotografie verraten und dafür sorgen, dass du perfekt gerüstet in dein nächstes Abenteuer startest! Hier erfährst du mehr Über mich

2 Kommentare
  1. Hey Stefan, tolle Info’s danke dafür. Wir sind Januar 2020 in Laos und werden den ein- oder anderen Tipp gerne ausprobieren.

    1. Hey Christine, das ist ja super! 🙂 Freut mich wenn für euch ein paar Tipps dabei waren.
      Ihr werdet bestimmt eine tolle Zeit in Laos haben. Wenn ihr noch was wissen wollt, schreib mir gern eine Mail oder einfach einen Kommentar.
      Liebe Grüße und ganz viel Spaß im Januar in Laos!:)

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