Laos Norden – Hängematte als Lebensgefühl

Nach 5 Tagen in Luang Prabang sind wir etwas unschlüssig, wohin es jetzt gehen soll. Wir wollen auf jeden Fall noch weiter in den Norden. Am liebsten würden wir nach Phonsaly nahe der chinesischen Grenze. Aber ganz ehrlich 17 Stunden Busfahrt… nee lass mal. Also beschließen, wir erst mal nur einen kleinen Teil der Strecke auf uns zu nehmen.

Nong Khiaw

Wir buchen ein Busticket nach Nong Khiaw. Hier soll man in wunderschöner Umgebung super wandern und einige Bergdörfer besuchen können. Genau das wollen wir und in knapp 3 Stunden erreichen wir auch schon unser Ziel. Für 60.000 Kip inkl. Pickup zum Busbahnhof ist der Preis auch ganz überschaubar. Klar geht das auch noch günstiger, wenn man das Ticket nicht wie wir im Guesthouse, sondern direkt am Busbahnhof-Schalter kauft. Um den Transport zum Busbahnhof muss man sich dann aber selbst kümmern.

In Nong Khiaw angekommen werden wir dann erstmal in ein Songthaew umgeladen und für 5000 Kip in den Ortskern gebracht. Ich wusste gar nicht, dass man tatsächlich so günstig innerhalb eines Ortes von A nach B kommt … und das als Tourist!

Unsere Unterkunft liegt – wie die meisten anderen in der Ortschaft auch –  direkt am Fluss, dem Nam Ou, der in Luang Prabang in den Mekong fließt. Beinahe hätten wir sogar direkten Flussblick von unserer Veranda gehabt, wenn der Nachbar unserem Guesthouse nicht vor gar nicht langer Zeit einen Betonklotz vor die Nase gesetzt hätte.

Nach einem Besuch in einem der indischen Restaurants an der Hauptstraße, machen wir uns gut gestärkt an unsere erste Wanderung. Wir wollen gleich am ersten Tag noch den 360 Grad Aussichtspunkt erklimmen, denn morgen soll es den ganzen Tag regnen.
Nicht dass man dem Wetterbericht hier zweifellos glauben schenken sollte, aber wenn dort wirklich den ganzen Tag über Regen angezeigt wird, dann wird da vielleicht doch was dran sein.
Der Aufstieg zum Gipfel soll ungefähr 1 1/2 Stunden dauern und führt mitten durch den Dschungel. Nach 250m entlang der Hauptstraße Richtung Ortsausgang weist eine Tafel den richtigen Weg und wir müssen eine kleine Gebühr von 20.000 Kip pro Person bezahlen.

Wilder Dschungel
Siehst du hier wo es lang geht? Wir auch nicht. Durch den Dschungel geht es über eine Stunde bergauf zum Aussichtspunkt

Wir laufen bei bewölktem Himmel los. Aber kaum im Dschungel angekommen, steht die schwüle Luft und es wird stickig heiß. Außerdem sind die Wege durch die Regenzeit ein wenig rutschig und an manchen Stellen matschig. Der Aufstieg ist daher eine ganz schön schweißtreibende Angelegenheit. Nach einer Stunde und 10 Minuten erreichen wir dann aber erschöpft den Aussichtspunkt und was sich uns hier bietet, raubt einem echt den Atem.

Panorama vom Aussichtspunkt in Nong Khiaw
Der Ausblick ist echt atemberaubend
Stefan auf dem Aussichtspunkt in Nong Khiaw
Blick in die Ferne
Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die dichten Wolken
Die Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die dicke Wolkendecke

Wahnsinn – wir stehen auf der Spitze eines Karstfelsens unter uns Nong Khiaw und der Nam Ou River, der sich durch die bergige Landschaft schlängelt. Ganz eindeutig, der Aufstieg hat sich gelohnt. Wenn du zufällig auch in Nong Khiaw sein solltest, dann darfst du das auf gar keinen Fall verpassen.

Wir verbringen hier oben mehr als eine Stunde und können uns gar nicht satt sehen. Wenn es nach mir geht, dann steigen wir erst im Dunkeln wieder ab und warten bis die Sonne vollständig verschwunden ist. Aber Tina ist immer ein wenig ängstlich, wenn sie im Dunkeln durch den Dschungel laufen muss. Also machen wir uns noch im Hellen an den Abstieg. Eigentlich dachte ich, dass wir schneller wieder unten sind, als wir hoch gebraucht haben, dem ist aber nicht so – denn man muss genau aufpassen, wo man hintritt. Also ist es stockfinster als wir die Straße wieder erreichen. Für diesen Fall auf jeden Fall die Taschenlampe dabei haben.

Am nächsten Tag spüren wir auch mal was von der Regenzeit. Es regnet nämlich tatsächlich bis zum Nachmittag. Trotzdem wollen wir für den Tag darauf eine Trekking Tour buchen. Also begeben wir uns in die Stadt um bei den zahlreichen Agenturen nachzufragen.

Und hier liegt auch schon das Problem – es ist Nebensaison, nur eine handvoll Touristen ist hier und es gibt 10 verschieden Agenturen, die alle mehr oder weniger die gleichen Touren anbieten. Alle haben unterschiedliche Preise und alle meinen natürlich, dass die anderen Agenturen nicht so einen guten Service bieten, wie man selbst. Hinzukommt, dass die Region für die 100 Waterfall Tour berühmt ist, wir aber gern eine Tour durch die Dörfer inklusive Homestay machen wollen.

Finden sich nicht genügend andere Interessenten, dann muss Aufschlag gezahlt werden und das nicht zu knapp. Für zwei Tage sollen wir pro Person 75€ zahlen – definitiv zu viel. Würden sich noch 3 weitere Interessenten bei genau dieser Agentur finden, wären es nur 45€ pro Person. Es ist später Nachmittag, aber für den nächsten Tag interessiert sich niemand für eine Tour – wahrscheinlich ist der Regen schuld, alle haben Angst matschig bis an die Knie aus dem Dschungel zurück zu kehren.

Nach ein bisschen suchen, finden wir dann doch noch eine andere Agentur bei der bereits 5 Leute für den nächsten Tag gebucht haben. Auf Nachfrage stellt sich dann allerdings heraus, dass die Tour trotzdem 75€ kosten soll und von der Route ist sie aus unserer Sicht auch noch völlig unspektakulär. Ob das mit den 5 bereits gebuchten Leuten doch nur eine Masche ist um die paar weniger Touristen zu ködern?

Das ist uns jedenfalls absolut zu viel Geld, also beschließen wir eine ähnliche Tour auf eigene Faust zu machen. Einige Kilometer flussaufwärts liegt Muang Ngoi – ein kleines Dorf umgeben von Karstfelsen und Reisfeldern, hier lässt es sich sicherlich prima wandern.

 

Muang Ngoi

Jeden Tag um 11 und um 14 Uhr fährt ein Boot für 25.000 Kip in einer Stunde nach Muang Ngoi. Am Bootsanleger angekommen, werden wir gleich von den Bungalowbesitzern umworben. Wir entscheiden uns für Say Lom Bungalows direkt am Anleger. Der Besitzer ist wirklich super nett und den Bungalow inklusive Hängematte auf dem Balkon gibt es für 4€ bzw. 5€ (mit Flussblick). Wahnsinn!

Hier lässt es sich sparsam leben und extrem gut entspannen. Hier gibt es nämlich nicht viel, das einem Unterhaltung bieten könnte. Das Dorf mit seinen 800 Einwohnern wird erst seit 4 Jahren durchgehend mit Strom versorgt. WLAN gibt’s entsprechend auch erst seit dem (allerdings mehr schlecht als recht). Einen Geldautomaten sucht man hier allerdings vergeblich. Also heißt es unbedingt vorher in Nong Khiaw noch einmal Bargeld abheben. Früher kam man nur mit dem Boot hierher, inzwischen führt auch eine Straße in das kleine Dorf, meist wird aber trotzdem das Boot genutzt.

Die Hauptstraße in Muang Ngoi mit Blick auf einen Berg
Nicht viel los auf der Hauptstraße
Beerlao-Chicken
Beerlao-Chicken

Das Leben in Muang Ngoi ist entspannt – die Hängematte, die es wirklich vor jedem Bungalow gibt, scheint ein Lebensgefühl zu sein. So kann es auch mal sein, dass man auf sein Essen eine Stunde warten muss. Aber irgendwie juckt das hier keinen.

Morgens frühstücken mit Blick auf die nebelumwobenen Berge und den Fluss und ab Mittag in der Hängematte chillen. Unbezahlbar!

Wolken hängen in den Bergen
Jeden Morgen hängen die Wolken tief in den Bergen

Mmh.. eigentlich sind wir ja zum Wandern herkommen, aber die Hängematte ist echt gemütlich. Wir raffen uns mit der Hilfe unserer Bungalownachbarn aber doch noch auf. Zum Glück!

Anabell und Philipp sind gerade auf Weltreise und gemeinsam mit ihnen machen wir uns auf den Weg zu einer Höhle und einem Dorf in der Umgebung.

Ich sag euch Zufälle gibt’s, Anabell und Philipp haben, bevor sie alles verkauft und eingelagert haben, auch in Berlin gewohnt. Und als wäre das nicht Zufall genug, kennen wir uns über eine Ecke – Tina’s Arbeitskollegen. Witzig! Hier in Laos – die Welt ist ein Dorf.

Nach eine paar Kilometern erreichen wir die Höhle, hier haben sich die Bewohner im Vietnamkrieg vor den Bomben der Amerikaner versteckt. Hinterlässt irgendwie ein mulmiges Gefühl. Mit der Taschenlampe bewaffnet, erkunden wir das Innere der Höhle.  Diese scheint nicht enden zu wollen. Sie ist unglaublich verwinkelt und riesengroß. Hier müssen einige hundert Menschen Schutz gefunden haben.
Vor der Höhle kühlen wir uns in einem kleinen See ab, das Wasser ist ganz klar, aber eiskalt.

Abkühlung im kalten Nass
Abkühlung im kalten Nass
Blick aus der Höhle
Blick auf den Höhlenausgang

Weiter geht es durch die weitläufigen unglaublich grünen Reisfelder zum Dorf, sogar durch einen kleinen Fluss müssen wir – fast wie in Island. Die Landschaft ist echt unglaublich schön.

Reisfelder im gleisenden Sonnenlicht
Wohin das Auge blickt überall grün

Reisfeld bei Muang Ngoi

Im Dorf gibt es sogar ein kleines Restaurant – auch die Karte ist auf Englisch und das Essen ist super lecker. Die Menschen hier sind aufgeschlossen gegenüber Fotos, die Kinder neugierig, wer ihnen hier einen Besuch abstattet.

Blick ins Dorf

verlassenes Dreirad auf dem Weg

Kleines Mädchen reicht die Hand

Die Landschaft beeindruckt mich so sehr, dass ich am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang aufstehe und noch einmal zurück kehre, in der Hoffnung auf ein tolles Fotomotiv.

Korbflechter in Laos

Korbflechter in Laos

Korbflechter in Laos

Haus eines Korbflechters

Schulkind in Laos

Mädchen in der Schule

Blick ins Dorf

Menschen laufen durch's Reisfeld zum Bus

Wer will kann in Muang Ngoi auch noch weiter zu einem Wasserfall oder zu einem Aussichtspunkt wandern, wir ziehen für die restlichen Tage aber die Hängematte mit einem guten Buch vor.

Das kleine Dorf, in dem die Hängematte erfunden sein worden muss, ist auf jeden Fall einen Besuch wert und darf auf deiner Reise durch Laos nicht fehlen. Egal ob du dich nur entspannen willst oder wandern möchtest – Muang Ngoi bietet beides.

Stefan

seit über 10 Jahren Fotograf und seit 2009 offiziell reisesüchtig und permanent von Fernweh geplagt, bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Abenteuern in der großen weiten Welt. Auf meinem Blog möchte ich dir alle meine Tipps zum Thema Reisen und Fotografie verraten und dafür sorgen, dass du perfekt gerüstet in dein nächstes Abenteuer startest! Hier erfährst du mehr Über mich

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